The Smiths – kaum eine andere Band der 1980er Jahre hat den Sound und das Lebensgefühl einer ganzen Generation so geprägt wie das Quartett aus Manchester. Ihre Musik, voller Melancholie und unterschwelliger Auflehnung, begeisterte nicht nur Fans der Rock- und Punkmusik, sondern öffnete auch neue Wege für den Indie-Pop. Für alle, die in ihrer Jugend mit Bands wie Joy Division, The Cure oder den frühen U2 aufgewachsen sind, sind The Smiths ein verbindendes musikalisches Kapitel.
Von Manchester in die Welt: Die Anfänge von The Smiths
Die Geschichte von The Smiths beginnt 1982 in Manchester, als sich der exzentrische Sänger Steven Patrick Morrissey und der junge Gitarrist Johnny Marr zusammentun. Schnell stoßen Bassist Andy Rourke und Schlagzeuger Mike Joyce dazu. Manchester, damals ein Schmelztiegel für musikalische Innovationen, bot den perfekten Nährboden für die Band: Nach dem Punk der 70er entstand dort eine neue Welle britischer Musik, die mehr auf Gefühl und Alltagsbeobachtung setzte.
Die ersten Auftritte der Smiths fanden in kleinen Clubs statt, doch schon 1983, nach der Veröffentlichung ihrer ersten Single „Hand in Glove“, war klar, dass hier etwas Neues heranwuchs. Ihr Debütalbum „The Smiths“ (1984) schlug musikalisch wie inhaltlich Wellen. Mit Songs wie „This Charming Man“ und „What Difference Does It Make?“ erhielten sie schnell Kultstatus – zunächst in Großbritannien, dann auch international. Die Smiths setzten sich bewusst von den auf Kommerz getrimmten Popbands der Zeit ab und griffen in ihren Texten Themen wie Außenseitertum, Liebe und gesellschaftliche Zwänge auf.
In nur fünf Jahren veröffentlichten The Smiths vier Studioalben und zahlreiche Singles, die heute als Klassiker gelten. Besonders erwähnenswert ist „The Queen Is Dead“ (1986), das oft als eines der besten Alben der 80er Jahre bezeichnet wird. Die Mischung aus kritischen, teils ironischen Texten und einer einprägsam melodischen Gitarrenarbeit machte die Band einzigartig. Trotz – oder gerade wegen – ihres kurzen Bestehens wurde aus The Smiths eine Legende, deren Einfluss bis heute nachwirkt.
Zwischen Melancholie und Aufbruch: Der einzigartige Sound
The Smiths verschmolzen Melancholie, Alltagsbeobachtung und eine subtile Form von Revolution in ihrem Sound. Während Morrisseys Gesang oft von Schwermut und Sarkasmus geprägt war, setzte Johnny Marr auf filigrane Gitarrenlinien, die sich wohltuend von den Synthesizer-Wänden anderer 80s-Bands abhoben. Dieser Kontrast zwischen Text und Musik verlieh ihren Songs eine Tiefe, die sowohl schmerzlich als auch befreiend wirkt.
Der Sound der Smiths ist durchzogen von britischer Pop-Tradition, aber auch von Einflüssen des Rock und Punk. Die Band wagte es, emotionale Themen offen anzusprechen und dabei nie ins Kitschige abzudriften. Stattdessen spiegeln Stücke wie „There Is a Light That Never Goes Out“ oder „How Soon Is Now?“ die Sehnsüchte, Ängste und Hoffnungen einer Generation wider, die sich nach echten Gefühlen und Authentizität sehnte. Für viele Hörer wurden The Smiths zum Soundtrack des Erwachsenwerdens.
Die stilistische Entwicklung der Band blieb stets dynamisch. Vom reduzierten Charme ihres Erstlingswerks bis hin zur komplexen Produktion ihres letzten Albums „Strangeways, Here We Come“ (1987) erweiterten sie kontinuierlich ihr musikalisches Repertoire. Nach der Trennung Ende der 80er gingen die Mitglieder eigene Wege, doch die Musik der Smiths blieb lebendig – in zahllosen Coverversionen, in den Playlists neuer Generationen und im kollektiven Gedächtnis all jener, die den Zauber der 80er Jahre erlebt haben.
The Smiths sind mehr als nur eine Band – sie sind ein Stück Musikgeschichte. Ihr Vermächtnis reicht weit über die 80er hinaus und inspiriert bis heute Musiker und Fans. Für viele ältere Rock- und Punkliebhaber sind sie das Symbol einer Zeit, in der Melancholie und Aufbruch sich im Klang vereinten. Wer sich heute auf eine Reise in die Vergangenheit begeben möchte, findet in den Songs der Smiths einen treuen Begleiter – ehrlich, bewegend und zeitlos.
Foto: Paul Cox; Distributed by Sire Records, Public domain, via Wikimedia Commons
